(07.05.2009 15:23)Eddi schrieb: (07.05.2009 13:53)Auge schrieb: (07.05.2009 11:18)Bernhard schrieb: ... auch wenn Eddi meint, Kinder zu mißbrauchen sei weniger schlimm, als ein paar Nutzerdaten zu speichern.
Ja, dieses Aufrechnen finde ich auch aua. Ich will meine verfassungsmäßigen Rechte in Anspruch nehmen, ohne den Missbrauch eines einzigen Menschen (egal welchen Geschlechts und Alters) in Kauf nehmen zu müssen.
Tut mir leid, es kann in einer realen Welt halt nicht jeder alles haben. Die Rechte des einen hören nunmal dort auf, wo die Rechte des anderen beginnen, ...
Es kann aber nicht sein, dass das Recht vieler (Informationsfreiheit) gegenüber dem Recht weniger (missbrauchte Kinder) allein aufgrund der Anzahl der betroffenen Personen als weniger wichtig abgetan wird (so hörte sich das an "... ich habe lieber 200 mißbrauchte Kinder, als 1 Mio Kinder, die in einem Polizeistaat aufwachsen ..."). Alle Grundrechte, die wir haben, sind unabhängig von der Anzahl der eventuell von deren Verletzung Betroffener zu gewichten. Man kann nicht das Eine hinnehmen, wenn man das Andere haben will.
Ich will beides haben, weil es mir laut Gesetz zusteht, weil es
Allen zusteht.
(07.05.2009 15:23)Eddi schrieb: ... im Zwischenraum muß man halt die Rechte abwiegen. Das ist keine Erfindung von mir, sondern wird in vielen Bereichen längst praktiziert. Wieso das gerade bei Kindern nicht funktionieren sollte und deswegen nichtmal diskutiert werden sollte, entzieht sich meinem demokratischen Grundverständnis.
Dass das Recht und die Freiheit des Einen dort aufhört (bzw. seine Grenzen findet) wo es das Recht und die Freiheit eines anderen einschränkt, ist klar. Darüber müssen wir nicht streiten. Es geht mir auch nicht darum, mit dem Totschlagargument "Denk doch mal einer an die armen Kinder!" die Diskussion abzuwürgen, ich habe diese Petition ja ebenfalls mitgezeichnet.
Dies, weil ich einerseits die geplante Maßnahme für das vorgebliche Ziel der Bekämpfung der Kinderpornographie für untauglich halte und ich es für sehr wahrscheinlich halte, dass der Gesetzgeber dieses Instrumentarium für andere Zwecke benutzen wird, wenn es denn erstmal installiert ist. Die Einschränkungen der Grundrechte und die Ausweitung der Datenerfassung über Bewegungen und Lebensführung der Bürger dieses Landes in den letzten Jahren sollten jedem Bürger dafür Hinweis genug sein.
Ich kann aber nicht gutheißen, wenn die verschiedenen Grundrechte gegeneinander ausgespielt werden. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit wiegt eben
genausoviel wie das Recht auf freien Zugang zu Informationen. Dass es in diesem Fall um Kinder geht, die nicht frei entscheiden können, also besonders schutzwürdig sind (und diesen Schutz auch haben sollen), ist nur ein Aspekt, aber ein nicht unmaßgeblicher.
Zusammenfassend bleibt zu sagen:
- Die Internetsperren sind ein unfähiges Instrument, sie ändern nichts an der Situation der Kinder[1], deshalb sind sie abzulehnen.
- Sie dienen als Feigenblatt für die Politik ("Seht her, was wir erreicht haben!")[1], deshalb sind sie abzulehnen.
- Die Sperren sind aber ein Instrument zur möglichen (und sehr wahrscheinlichen) Zensur anderer Inhalte, mit denen man diese Sperren aber schlecht in der Öffentlichkeit präsentieren könnte, deshalb sind sie abzulehnen.
- Die Sperren entziehen sich demokratischer Kontrolle, außer den direkt an der Erstellung und Pflege der Listen Beteiligten weiß keiner, welche Adressen warum gesperrt werden. Es zu ermitteln wird schon als Straftat bewertet, weil es ja angeblich um KiPo geht, auf die man offensichtlich zugreifen will. Schon alleine deshalb sind sie abzulehnen.
Aber niemand komme mir mit dem Argument, dass das Recht auf freinen Zugang zu Informationen wichtiger wäre, weil die Anzahl der von der Einschränkung dieses Rechts Betroffenen größer ist als z.B. bei Kindesmissbrauch[1].
[1] Dass der Zugriff auf diese kriminellen Angebote, der technisch gesehen, vorwiegend über ganz andere Kanäle erfolgt, mit anderen Mitteln wesentlich besser zu unterbinden wäre, ist ein mittlererweile auch in der Öffentlichkeit bekanntes Diskussionsthema. Dass der Missbrauch, der dem Angebot dieser Medien vorausgeht, vorwiegend im direkten sozialen Umfeld der betroffenen Kinder stattfindet, wird leider totgeschwiegen. Das ist eher selten der in der Schundpresse vielzitierte Kinderficker, der auf dem Spielplatz lauert, sondern es sind die Eltern, Großeltern, Nachbarn, etc. pp.. Aber davon will keiner was wissen, weder in der Öffentlichket noch in der Politik.
Aber genau
das ist der Punkt, an dem angesetzt werden muss.
Unter Anderem (aber nicht allein) damit, dass, weil der Missbrauch typischerweise lange vor der Anzeige erfolgt ist, höhere Strafen und eine längere Verjährungsfrist eingeführt werden. Es ist mMn ein Unding, dass jemand, bloss weil das mittlererweile erwachsene Kind sich lange Zeit nicht getraut hat, darüber zu sprechen, mit keiner (wg. Verjährung) oder einer sehr niedrigen Strafe (Geldstrafe oder Bewährung) davonkommt.
Tschö, Auge
PS: heute Nacht (2009-05-08 ca. 1 Uhr) wurden die 50000-er Grenze überschritten. Die Petition muss bearbeitet werden und die Petantin hat in der entsprechenden Ausschusssitzung Rederecht.