(08.10.2010 14:47)Gleisdreieck schrieb: (08.10.2010 02:03)godsprototype schrieb: Das Geld investiert man besser bundesweit ins Netz anstatt alles für solche eine Prestigestrecke zu verschleudern. Da würde sich das Geld viel schneller amortisieren.
Besonders im Güterverkehr steckt viel Potential. Würde mehr im kombinierten Straße-Schieneverkehr investiert, hätte es auch noch den Vorteil das man weniger Geld in den Autobahnausbau stecken müsste.
Ich bezweifel das im Personenverkehr ein ähnliches Potenzial steckt. Die Konkurrenz von Luft und Straße ist zu groß. Von Paris nach Wien wird wohl fast jeder weiterhin das Flugzeug statt der Bahn benutzen.
Als ich ein Kind war, gab es an der Bahnstrecke Ansbach-Nürnberg noch mindestes 5 Bahnhöfe, heute gibt es noch einen, na ja eher ein halber. An jedem dieser Bahnhöfe konnte man Bahn-Expreßgüter aufgeben. Diese Pakete wurden schnell und preiswert mit dem nächsten Zug weitertransportiert.
Diesen Markt hat man nach und nach ohne jeglische Not aufgegeben und den privaten Paketdiensten überlassen. Ein Unternehmen, das im Zentrum nahezu jeder Stadt über einen Stützpunkt verfügt ist nicht in der Lage diese hervorragenden Resourcen zu nutzen und läßt diesen Wettbewerbsvorsprung einfach verstreichen.
Edith hat Tippfehler verbessert.
Auch, wenn es nichts mit dem Thema zutun hat:
Beim Bahn-Expressgut sehe ich mehrere Probleme: Erst einmal ist heute an längst nicht mehr jeder Bahnstation Personal vorhanden. Vielleicht würde sich das ganze als "bunter Gemischtwarenladen" lohnen, wenn man dort einen kleinen Supermarkt (also diese mutierten Kioske wie das Warenangebot an großen Tankstellen) hätte, wo das Personal gleichzeitig noch Fahrkarten verkauft, Kuriergut aufnimmt und das angeschlossene Café bedient.
Die meisten Reisenden sind aber nicht besonders glücklich, wenn sie auf ihre Fahrkarte waren müssen, weil der Fahrkartenverkäufer gerade noch ein Pfund Hack abwiegen muss oder Zigaretten verkaufen muss.
Noch dazu sind die meisten Leute verärgert, wenn zwei Minuten vor Abfahrt des Zuges keine Fahrkarte mehr gekauft werden kann, weil der Verkäufer gerade Pakete zum Zug schleppt. In großen Städten wird man zusätzliches Personal brauchen, an den Schaltern in Köln und anderen großen Städten sieht es zur Spitzenlast-Zeit nicht so aus, als ob da noch jemand Zeit hat, sich um abgegebene Pakete zu kümmern.
Die meisten Leute haben heute sicher keine Lust, irgendetwas irgendwo abzuholen. Wenn man sich irgendwas im Internet bestellt, will man es ja gerade nicht noch irgendwo abholen müssen, sonst kann man es ja gleich zwei Straßen weiter kaufen. Ausliefern wird wohl nicht drin sind, außer man kooperiert mit irgendwem, der schon Auslieferer beschäftigt hat, und dann ist der Preisvorteil sicher dahin.
Soviel zum "Vertrieb". Betrieblich gibt es aber noch weitere Probleme: In dem meisten Fahrzeugen kann man Güter gar nicht mehr sinnvoll unterbringen. In einen IC oder andere lokbespannte Züge kann man sicher einen Gepäckwagen einreihen, allerdings muss der dann entweder mit Personal besetzt sein, oder der Güterwechsel kann nur an Endbahnhöfen oder Halten mit längerem Zwischenhalt erfolgen. Zugbegleitpersonal für das Be- und Entladen des Wagens einzusetzen ist wohl auch keine Option, weil gerade vor und nach den Halten das Personal von den Reisenden nachgefragt wird.
Vermutlich ist es bei den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht machbar, Klein-Güter in irgendeiner Weise individuell mit der Eisenbahn zu befördern, zumindest nicht als Angebot für Privatpersonen.
Ein recht großes Paket kann man heute für gut 10 Euro verschicken, warum sollte ich dafür meine Sachen zum Bahnhof tragen und dort wieder wegtragen müssen? Wenn man das System Bahn besser nutzen will, müsste man mehr ändern, als wieder Gepäckwagen einzuführen. Vermutlich bräuchte man sowas ähnliches wie einen Taktverkehr zum Güterversand, Abholung beim Kunden und Auslieferung zum Bestimmungsort.