StefanD
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RE: Die Bahn investiert 4,5 Mrd. in Streckenausbau..
Wie mir scheint, wird beim Ausbau auch reichlich Geld sinnlos verbrannt, weil scheinbar der FDP-Onkel aus 'm Verkehrsministerium mit einem Zementhersteller geschlafen hat (siehe unten) RBB Klartext vom 16.01.2013 schrieb:Brücken die niemand braucht - Wie die Bahn das Geld von Kommunen ausgibt
Von Berlin nach Dresden in anderthalb Stunden: Das ist das Ziel der Deutschen Bahn. Dafür will sie die Strecke für Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h ausbauen. Das wird Millionen kosten - und dürfte wenig bringen, denn auch nach dem Umbau werden vielerorts die 200 km/h wohl nicht erreicht. Gebaut wird trotzdem - und Dörfer und Städte entlang der Trasse müssen mitbezahlen.
Rückersdorf im Süden Brandenburgs. Bislang war der Ort eher ein Geheimtipp für Berliner, die einen gemütlichen Zweitwohnsitz suchen. Doch mit der Ruhe im Dorf ist es vorbei.
Die Bahn will zwei Brücken über die Gleise bauen – eine zum Beispiel hier, wo dieses Möbelgeschäft steht. Die Besitzerin bemerkte eher zufällig, dass überhaupt etwas vor sich geht.
Mandy Pinkawa
Ladenbesitzerin
„Gucke ich ausm Fenster, ausm Schaufenster und da sind die Leute von der Bahn hier, parken ihre Autos hier und messen auf."
KLARTEXT
„Also vermessen das Land?"
Mandy Pinkawa
Ladenbesitzerin
„Richtig."
KLARTEXT
„Haben die Ihnen gesagt, worum's geht?"
Mandy Pinkawa
Ladenbesitzerin
„Nein. Es ist keiner zu mir gekommen."
KLARTEXT
„Das heißt, die haben schon das Land vermessen …"
Mandy Pinkawa
Ladenbesitzerin
„Richtig, die haben dann hier irgendwelche Begrenzungspfeiler gesetzt, wo dann vermessen wurde. Es kam keiner zu mir und hat mir erklärt, was hier passieren soll."
Was passieren soll, hat die Bahn nur der Gemeinde mitgeteilt – die Pläne sehen in etwa Folgendes vor: kommt die Brücke – verschwindet der Laden.
Denn das Geschäft liegt direkt an der Bahnstrecke Berlin-Dresden. Und auf der will die Bahn bald schneller als bislang fahren – mit zukünftig 200 km/h. Aus Sicherheitsgründen darf es dann keine Bahnübergänge mehr geben, die nur mit Schranken gesichert sind – wie den in Rückersdorf. Stattdessen sollen Tunnel oder Brücken her. Im Land Brandenburg sind insgesamt 13 Gemeinden davon betroffen. Und in Rückersdorf sollen es gleich zwei Brücken sein.
Wilfried Büchner (parteilos)
Bürgermeister Rückersdorf
„Stellen Sie sich vor: ein Bauwerk, acht Meter hoch, im rechten Winkel. So ein Klotz, was das Dorf dann teilt. Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Und passt auch nicht in das Landschaftsbild."
Damit wollten sich der Bürgermeister und der Bauamtsleiter nicht abfinden. Seitenweise technische Vorschriften und Pläne haben sie studiert und Erstaunliches herausgefunden: die Bahn wird die geplanten 200 km/h gar nicht erreichen. Ein Bahnhof und eine extrem enge Kurve sind im Weg.
Torsten Drescher
Bauamt Elsterland
„In unserem Bereich gehen wir rein technisch – so meine Meinung – davon aus, dass es nicht möglich ist. Wir haben den Bahnhof in Doberlug-Kirchhain, wir haben die Strecke, die durch unseren Amtsbereich, durch die Gemeinde Rückersdorf verläuft in diese große Kurve bei Hohenleipisch, wo ein Ausbau nach meiner Meinung nach schwer möglich sein wird."
Denn die Kurve liegt im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Hier darf nicht gebaut werden. Und so eng wie der Radius jetzt ist, sind 200 Kilometer pro Stunde einfach viel zu schnell.
Auf unsere Nachfrage gibt die Bahn zu: Höchstgeschwindigkeit in der Kurve: 160, im Bahnhof sogar nur 140 km/h. Wie dazwischen Tempo 200 erreicht werden soll, kann die Bahn nicht sagen. Und für eine Maximalgeschwindigkeit von 160 reichen Schranken aus – Brücken braucht man nicht.
Zuständig für den Bau der Brücken ist natürlich erst einmal die Deutsche Bahn. Doch sie gehört zu 100 Prozent dem Bund – und führt nur aus, was der Bundestag zuvor beschlossen hat: so zum Beispiel den Ausbau der Strecke Berlin-Dresden. Wie die Bahn den Ausbau dann umsetzt, wird hier überwacht: im Bundesverkehrsministerium.
Also luden die Rückersdorfer den Staatssekretär des Bundesverkehrsministers ein und erklärten ihm alles. Doch der Abgesandte beharrte auch nach dem Treffen einfach weiter auf den Brückenbauten – obwohl die Bahn ja schon zugegeben hat, dass Tempo 200 stellenweise unmöglich ist.
Jan Mücke (FDP)
Bundesverkehrsministerium
„Das ist mir ehrlich gesagt auch egal, was die Bahn dazu sagt. Denn es ist entscheidend, was der Bundesgesetzgeber festgelegt hat und wie wir den Ausbaustandard vorsehen. Der ist Tempo 200 und deshalb wird auch Tempo 200 gefahren."
Im Klartext: was geht, bestimmen nicht die Gesetze der Physik, sondern die des Bundes.
Eine bemerkenswerte Aussage und für Rückersdorf keine gute Nachricht.
Denn die Brücken muss die kleine Gemeinde auch noch mitbezahlen. Mindestens 500.000 Euro beträgt der Anteil. Viel Geld für Rückersdorf, der Jahresetat liegt gerade einmal bei 150.000 Euro. Und die gibt man lieber für sinnvolle Dinge aus: zuletzt das Feuerwehrhaus, eine neue Kita wird gerade gebaut. Und demnächst sollten eigentlich die maroden Gehwege dran sein.
Wilfried Büchner (parteilos)
Bürgermeister Rückersdorf
„Kommt die Bahn, sind diese wichtigen Maßnahmen alle in Frage gestellt und können in dieser Form nicht durchgeführt werden."
KLARTEXT
„In Frage gestellt klingt ja noch so, als ob's klappen könnte."
Wilfried Büchner (parteilos)
Bürgermeister Rückersdorf
„Dann nicht nur in Frage gestellt, dann werden die einfach ersatzlos gestrichen und wir verschulden uns als Gemeinde mit 500.000, dann sind wir nicht mehr handlungsfähig."
Doch auch darin kann der Staatssekretär einfach kein Problem erkennen.
KLARTEXT
„Das heißt, mit Rücksicht auf das Bundesinteresse muss das Interesse der Gemeinde Rückersdorf in jedem Fall zurückstehen?"
Jan Mücke (FDP)
Bundesverkehrsministerium
„Nein, es gibt gar keinen Widerspruch dazwischen."
KLARTEXT
„Allein bei der Kostenfrage."
Jan Mücke (FDP)
Bundesverkehrsministerium
„Nein, gibt es nicht."
Kein Widerspruch – kein Problem, also. Nur ein paar unnütze Brücken, die die Gemeinde gegen ihren Willen mitbezahlen muss.
So ist das, wenn über die Köpfe der Bürger hinweg geplant wird.
Beitrag von André Kartschall
Quelle: RBB Klartext (inkl. Videobeitrag)
Anmerkung: Ich habe mit Absicht den ganzen Beitrag hierherkopiert, da der RBB diese recht zügig wieder löscht.
Hochachtungsvoll
StefanD
Anglizismen sind out
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